Chronisch krank und ausgegrenzt von unserem Gesundheitssystem

Chronisch Kranke kämpfen nicht nur mit den Gesundheitsfolgen ihrer Krankheit, sondern sind auch häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Denn häufig sieht man den Betroffenen das Leid und die Schmerzen, die sie tagtäglich erleiden müssen nicht an. Hinzu kommt ein Unverständnis vieler Nicht-Betroffenen. Damit aber nicht genug – ein Artikel in der SonntagsZeitung vom 07. April 2019 deckt auf, wie unser Gesundheitssystem chronisch kranke Menschen ausgrenzt. Im Bericht ist von einem hochwirksamen Hepatitis-C-Medikament die Rede, das pro Packung CHF 14’000 kostet. Für eine wirksame Behandlung benötigt ein Patient drei Packungen, also CHF 42’000 im Ganzen. Doch nicht jedem der 40’000 betroffenen Hepatitis-C-Patienten in der Schweiz ist diese Medikation vergönnt. Denn die Apotheken weisen immer mehr Kunden ab. Der Grund: Sie haben Angst, dass die Krankenkassen nicht bezahlen.  Wie viel ist ein Menschenleben wert? Pharmafirmen rechtfertigen die stolzen Preise mit jahrelangen Forschungen und Investitionen, bis ein Medikament zugelassen wird. Apotheken, vor allem kleinere, rechtfertigen die Abgabeverweigerung der Medikamente mit ihrer Existenzsicherung. So hat jede Institution für sich Recht und stets eine plausible Argumentation im Köcher. Und welche Rechtfertigung hat der Endkunde, der eigentlich Betroffene? Angesichts der immer höher steigenden Krankenversicherungskosten und den gängigen Praxen mit chronisch kranken Menschen fällt es doch sehr schwer zu glauben, dass unser Gesundheitssystem in der Schweiz noch eine Vorreiterrolle innehat. Eine Utopie der Sondergleichen Das Thema Gesundheitswesen ist auch bei unseren Politikern hoch im Kurs. Der neuste Einfall, wie unser Gesundheitssystem gerettet werden kann, kommt von der SVP-Nationalrätin Yvonne Estermann mit folgenden Worten: «Wer vor einer möglichen Erkrankung auf teure Eingriffe wie z.B. eine Chemo-Therapie im Falle einer Krebserkrankung verzichtet, soll weniger Prämien bezahlen.» Diese Aussage ist gelinde gesagt nicht mal mehr provokant, sondern einfach nur unüberlegt und dumm. Denn würde ein solches Vorhaben ernsthaft in Betracht gezogen werden, würde die Politik vor allem junge Menschen oder Unterprivilegierte dazu animieren, auf jegliche medizinische Hilfe im Ernstfall zu verzichten. Chancengleichheit für alle Das Recht zu Leben ist ein Grundrecht. Das Recht auf medizinische Versorgung ebenfalls. Nur leider entscheidet vielfach der Geldbeutel, welche medizinische Betreuung einem zusteht und somit wie viel ein Menschenleben wert ist.